GlaViWo - Archive: AT-OeAW-BA-3-27-ZAMU-11-01-116


(Type of publication: letter)

AT-OeAW-BA-3-27-ZAMU-11-01-116
Authors: Derenbourg, Joseph 
Recipient: Brother of Eduard Glaser (Alois / Sigmund) 
Locality: Paris
Pages: 4
Museum number: Regionální Muzeum K.A. Polánka v Žatci (Av 11/1,116)
Provenance: Estate of Eduard Glaser (1855-1908)
Date of letter: 16.10.1882
Language: German
Creation date: 16.10.1882
Contents:
'Geehrter Herr, Wie ich es Ihnen auf m.[einer] Post Karte versprochen habe, ist heute der Auftrag nach Wien gegeben worden, Ihnen für Ihren H.[errn] Bruder 2000 fr. im Laufe der Woche nach Saaz auszuzahlen.
Ich begreife kein Wort von Ihrer Depeche die ich gestern erhielt. Welche Unterstützung hat Ihr H.[err] Bruder vom französischen Consul verlangt, die dem verweigert werden konnte? Hat er nicht das Schreiben des Ministers des Auswärtigen, das allen functionären in Arabien die Weisung gibt, Herrn Ed.[uard] Glaser an die Hand zu gehen?
Ich sehe durchaus nicht, wozu eine Reise nach Mekka dienen kann; dort ist ABSOLUT NICHTS zu finden, was uns interessiren kann. Aber wenn irgendwo fanatismus herrscht, so ist dis besonders bei den Pilgern der Fall. Ich fürchte durchaus nichts von der Gewissenhaftigkeit ihres Bruders. Nur gibt es zwei Wege zu reisen und Entdeckungen zu machen, der eines opulenten Reisenden, wozu die Mittel fehlen, oder die eines einfachen Wanderers, wie dis Jos. Halévy gethan, der noch über 600 Inschriften eingebracht hat.
Ich erwarte mit Ungeduld die ersten Resultate, weil ich der einzige verantwortliche Urheber des Unternehmens bin. Sie begreifen, daß ich, als Israelit, und für einen Israeliten bürgend, doppelt ängstlich bin. Die mathematischen Messungen sind doch für uns mindestens Nebensache. Und außerhalb der Städte können diesselben durch die Instrumente welche nöthig werden, große Beschwerden machen. Ebenso ist für die Aufnahme der Inschriften Abklatschpapier ... einfacher als die photographischen Apparate. Wo möglich sucht man übrigens doppelte Abdrücke zu nehmen, da ein einziger Abdruck oft nicht alles widergibt. Sie haben schon auf das große Papier und das Einschreiben der Briefe verzichtet. Gehen Sie noch einen Schritt weiter, u.[nd] bedienen Sie sich der gefälligen Furwörter statt der schweren Ehrenbezeichnungen. Der Kanzleistyl ist für einen einfache Correspondenz zu lang u.[nd] zu massiv. Da wir nicht einmal an unsere Minister Votre Excellence schreiben, so haben wir Privaten auch kein Anrecht beständig mit Euer Hochwohlgeboren angeredet zu werden. Mit Ergebenheit der Ihrige J. Derenbourg' PS; Sie fragen mich, was ich über die HS[Handschrifte] des Abulfada gesagt habe. - Hier ist die Lösung. Da mir Ihr H.[err] Br.[uder] von Handschriften sprach, die er in Kairowan erworben, so rieth ich ihm einstweilen, um dem Institut ein Lebenszeichen zu geben, demselben eine Handschrift [zu] senden. Ihr Bruder hat dies gethan, aber ich erkannte gleich, dass die Hs[Handschrift] welche weder Anfang noch Ende hatte, ein Bruchstück der Geographie Abulfada's enthalte, von welcher vor mehr als 40 Jahren hier eine vortreffliche Ausgabe erschienen ist, u[nd] von welcher alle größeren Bibliotheken Europas sehr gute Handschriften besaßen. Das gesandte Geschenk hat sich dennoch ... geeignet, dem Institut angeboten zu werden, u[nd] ich habe es auf die Seite gelegt, um es einst Ihrem H.[errn] Bruder zurückzugeben. Das hat durchaus nichts Anstößiges für Ihren H.[errn] Bruder. Man kann sehr gut arabisch sprechen, u.[nd] die arabischen Sitten können, ohne darum die Literatur derart zu kennen, dass man die Natur eines titellosen Buches errathen kann. Als Ihr Bruder in Kairowan war, sprach er mir von den in d.[er] Mo.[schee?] schon vorhandenen Handschriften, u.[nd] ich sagte ihm, dass ich keineswegs dazu rathen könne, ihn mit dem Ankauf derselben zu beauftragen, weil das meist Corane, oder Corancommentare oder auch Rechtsbücher für die Kadhis(?) enthielte, u,[nd] dass sich selten ein Körnlein, u.[nd] noch seltener eine Perle in dieser Spreu entdecken lasse.
Short description:
Joseph Derenbourg (1811-1895), member of the 'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres', announces the transfer of 2000 francs for Eduard Glaser's first journey to Yemen. He is impatiently awaiting the first tangible results, justifying his increasing impatience with the responsibility for an expensive undertaking that he, as a Jew, has assumed for a Jew...
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Linked signature, sisters: AT-OeAW-BA-3-27-ZAMU-11-01-114
AT-OeAW-BA-3-27-ZAMU-11-01-115
AT-OeAW-BA-3-27-ZAMU-11-01-117



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